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European RoadRunner 2005

Nur für Eisenärsche!

:"Wasist das eigentlich???"

http://www.ironbutt.com/about/default.cfm

Wiederzurück vom Ironbutt. Dieses Mal hab ich nach den Absagen potentieller XBR-Mitfahrer (Jo, Harri) die SV genommen und wollte das ganze mal aufPunktejagd angehen. Am Freitagabend traf ich bei Bertl’s, dem Harleyshopausserhalb Bambergs ein. Gleich ging es auf eine 56 km Route, die zum Abgleich der Tachoabweichung diente. Danach wurde angemeldet undanschliessend stellte Homer Krout wieder den diesjährigen Roadrunner kurz vor:Minimum 1000 Meilen in 24 h, eine Rechnung von der Autobahnraststelle RiedenerWald bei Würzburg sowie eine lange Liste mit Fotos von den Bonuspunkten, vondenen es möglichst viele zu sammeln galt. Es gab Würste mit Softdrinks ( dieseAmis….) und es wurde noch etwas gefachsimpelt bis sich alle verdünnisierten, um ihreTourplanung zu machen. Ich fuhr in mein Hotel, wo ich bei zwei Schlenkala(Bamberger Rauchbier) meine Planung machte, mit Unterstützung durch Peter amHandy, dermir bestätigte, dass auf der Alpensüdseite durchaus besseres Wetter zuerwarten war. Also konnte ich das Highlight einplanen: zwei Bonuslocations inSlowenien! Für die gab es zusammen die gigantischePunkteanzahl von 25000! Daswar also ein Muß!

DieSchwierigkeit bestand darin, zwei Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen: demPfingstreiseverkehr, der die Autobahnen nach Süden verstopfen würde und derSchlechtwetterfront, die von Westen herannahte. Am nächsten Tag startete ich abBertl’s um 8:10 h.

Auf dieAutobahn und eine gemütliche Reisegeschwindigkeit von 180 km/h eingependelt.

Bis mich der Finne überholte (vor drei Jahren war er extra aus Saudi Arabien angereist),mit geschätzten 240 km/h. Ich dachte mir “der hat eigentlich Recht” und düste mit 200 hinterher.Die freie Bahn in Deutschland galt es zu nutzen. Wir nahmen beide die BAB nach Regensburg, er konnte sich aber nicht absetzen, weil er seine Honda nicht ausfahren konnte,da trotz der leeren Autobahn doch welche überholten und ich so wieder zu ihmaufschließen konnte. Bei Regensburg verloren wir uns aus den Augen und ichmusste schon nach knapp 200 km zum Tanken. Weiter ging es über Passau zur Grenze (Foto vom Grenzschild Österreich, gibt Länder-Sonderpunkte) nach Wels bei Linz. Von dort auf die ruhige Pyhrn-Autobahn, die erfreulich frei war, die Route waralso goldrichtig gewählt, der Reiseverkehr wurde elegant umgangen. In Liezenging es auf die Landstrasse und zum Sölkpass, den ersten 2500 Punkten. 

Druntenim Tal wurde getankt und eine kurze Mittagspause eingelegt, natürlich beiKartenstudium. Vorm Katschbergtunnel ging es auf die Tauernautobahn, die auchrelativ ruhig war, den grossen Stau vor einer Baustelle bei Golling hatte ich soumgangen. Kurz vor Villach wurde nach einmal getankt und weiter gings auf der Autobahn nach Slowenien. 

Nach 80 km hinter der Grenze bog ich nach Kranj ab und versuchte mich mit einer sehrgroben Karte zu orientieren, zum Glück hatte ich das Zielgebiet Tags zuvor mitder Kamera photografiert. Trotzdem gingen die Abstecher in die Hose und ichmusste etwas weiter, aber sicher über einen Umweg durch die SlowenischenVoralpen nach Zelezniki zu gelangen. Die Kreuzung mit dem Schweinekopf-Pub war15000 Punkte wert. Das war einfach. 

Der zweite Punkt, ein Partisanendenkmal,sollte nur einige Kilometer entfernt liegen, so hatte es Homer erzählt. Leiderwar seine Beschreibung nicht ganz korrekt. Irgendwann stellte ich fest, dass ichwohl zu weit gefahren war und fragte einen Passanten, der mich wieder 10 km das kleine Strässchen zurück schickte. Ich konnte esaber nicht finden und mußte wieder fragen. Aha, es fehlten noch 5 km. Endlich tauchte esauf, weil es nur von dieser Seite sichtbar war, war ich vorher daranvorbeigefahren. Ein Foto und 10000 Punkte mehr (Andere wurden auf Feldwegegeschickt, 40 bis 50 km weit, da hatte ich noch Glück).

 Über die kurvigen Sträßchengelangte ich wieder zur Autobahn, wo es auf einmal zu regnen anfang. Ichvertraute auf meine neue Gore-Tex Hose und ließ den Regenkombi im Gepäck. Ichmusste wieder tanken und machte ein kleines Päuschen, die Schauerwolken solltenbald vorbei sein. So war es dann auch, die Strasse war aber noch nass. Allessollte aber dicht bleiben. Hinauf nach Kranska Gora und einen Abstecher zumWurzenpass mit Foto (Bonus und Länderpunkte). Wieder runter und nach Italien (Länderpunkte)und hinauf zum Predilpass (Bonus) Es war jetzt 6 Uhr abends und es stellte sichdie Frage, welche Route ich nach Norden nehmen sollte. Wettertechnisch sah esnicht gut aus, die direkte Fahrt nach Salzburg schien das beste zu sein. Ein kurzer Anruf bei Peter brachte zu Tage, dass infast ganz Österreich kein Regen mehr drohte. Also konnte ich den Grossglockner anpeilen, der wäre 3000 Punkte wert. Das Gailtalnieselte es noch die ganze Zeit, aber das war erträglich. Auf der Auffahrt zumGlockner leuchtete plötzlich ein Schild:”Letzte Einfahrt 19:45h”. Mist!Es war schon nach 8, also wieder umgedreht und nach Lienz. Es wurde dunkel undin Silian tankte ich wieder, wärmte mich bei einer Tasse Kaffee auf und plante die weitere Route. Das Kriegsdenkmalsollte kurz hinter der Grenze sein, es kostete mich aber zwei Nachfragen, bis ich es endlich gefunden hatte.2500 Punkte. Als nächstessteuerte ich den Staller Sattel an. Er sollte zwar um diese Uhrzeit schongesperrt sein, aber für das Rasthaus an der Einfahrt gab es auch Punkte. DerBlitz meiner Kamera lockte den Wirt ins Freie, bei dem ich mich gleich erkundigte, ob viel Polizei in der Nähe sei. Dadrohe keine Gefahr, meinte er. Also gut, ich riskierte es. Vorbei an der roten Ampel und die einspurigeStrasse hinauf. Im Dunkeln und bei Nebel ist es nicht so ein Genuss wieuntertags, aber die 2000 Punkte waren es wert. 

Zurück im Pustertal tuckerte ichweiter bis nach Brixen, wo ich auf die Autobahn fuhr. Kalt wurde es am Brenner,aber bald war ich schon im Inntal. Auf der Auffahrt zum Zirler Berg wurde mirklar, dass ich bald tanken musste, aber bis zur deutschen Grenze würde schonnoch was kommen. Pustekuchen. Mein Glück war; dass ich sehr wenig verbrauchthatte, so kam ich noch mit dem letzten Liter nach Garmisch. Die einzigeTankstelle weit und breit mit einem Tankautomat. Es gab einen Schock, als ermeine EC-Karte nicht annahm: “Ausser Betrieb”! Zu meinem Glück akzeptierteer aber meine Kreditkarte, sonst hätte die Reise hier ihr Ende gefunden. DerMacDoof hatte noch offen, leider aber nur der DriveIn, also konnte ich mich nicht drinnen aufwärmen, es war nämlich saukalt und ich schön durchgefroren.Durch Schattenboxen brachte ich meine Körpertemperatur wieder etwas nach oben.Weiter ging es zum Kloster, wo nochmal viele Punkte warteten. Das Fotogesteltete sich etwas schwierig, denn blitzen wollte ich um 2 h nachts nichtmehr, um niemand aufzuwecken. So einigermaßen gelang mir der Fotobeweis. Dieletzte Bonusstation war Schloss Linderhof, die wartete nochmal mit zwei saftigenBonuspunktlocations auf (5500). Das Problem war nur: der Garten war versperrt.Aber davon lässt sich ein echter Eisenarsch doch nicht aufhalten! Also involler Montur (ich halte inzwischen gegen die Kälte den Regenkombi angezogen)über einen Holzzaun geklettern und in den Schlossgarten geschlurft. Der Gartenwar auf dem Foto natürlich nicht zu sehen, aber die Treppen-Balustrade war mitdem Foto in den Unterlagen identisch, das sollte reichen.

 Der zweite Punkte wareine Statue in einem kleinen Seitengarten. Im Dunkeln wurde mir schnell klar,dass dort sich aber deren zehn befanden! Drei fotographierte ich noch, mehrtraute ich mich nicht. Na gut, ich hätte doch die Vorlage und die Taschenlampe vom Motorradminehmen sollen. Weiter ging es über den Plansee nach Reutte, das zog sichendlos….Dort rauschte ich auf der Schnellstrasse in Richtung Füssen undbeschloß den Lechfall nicht mehr zu suchen, denn ich wollte lieber auf Nummersicher gehen und die restlichen 400 km nach Bamberg hinter mich bringen, es war schon halb vier. Die Strecke rauf nachWürzburg war natürlich unspektakulär, der Gegenwind und der Kombi ließen 140als Reisegeschwindigkeit ratsam erscheinen, auch wenn es gegen Ende wieder etwasscheller wurde. Hinter Ulm nochmal getankt und ein Päuschen gemacht. Die Raststätte Riedener Wald bei Würzburgmusste angefahren werden, das war Pflicht, aber ich musste sowieso tanken. Dort traf ich auch Jochen, den alten EURR-Crack. Er hatte seinen Mitfahrer verloren,dem, wie sich später herausstellte, 3 km vor dieser Tankstelle das Benzin ausging. Ich hätte noch gerne eine StundeRast eingelegt, aber auf der Quittung war keine Uhrzeit, die dies quittierensollte. Ich fuhr also zum nächsten Autohof weiter, dort erwartete mich aber das gleiche Spiel. Erst beim übernächsten Autohof gab es den richtigenZettel, von 6:20 bis 7:20 hatte ich also eine Stunde Pause, für die es auchnoch Punkte gab. Zeit genug die Kette zu spannen und zu schmieren, die Papierein Ordnung zu bringen und etwas zu mir zu nehmen. Die letzten 50 Kilometer nach Bamberg waren nur noch ein Klacks und zwanzig Minuten zu früh traf ich wieder beiBertl’s ein, knapp 1800 km nach der Abfahrt. Putzmunter, ohne Müdigkeit. Gleich darauf ging das Rechnen los,alle Punkte wurden zusammengezählt, die Tankquittungen einkassiert, die Länderpunktekontrolliert, und die Fotos begutachtet. Zum Glück gab es wegen derenschlechten Qualität keinen Ärger, das wichtigste war darauf noch zu erkennen.Am Ende kamen 49100 Punkte heraus, das hörte sich nach ziemlich viel an. Nacheinem üppigen Frühstücksbuffet schritten Homer und Warren zur Siegerehrung. Zuerst wurden alle für die erfolgreiche Teilnahme geehrt undes gab Plaketten, Täfelchen, Aufkleber und Anstecker, typisch amerikanisch.Dann ging es schnell: nur die Besten wurden geehrt, das beste Team und diebesten drei Fahrer. Auf Rang drei landete mit um die 45000 Punkte JochenSchleicher auf der Gummikuh, ein altbekannter Abräumer, auf Rang zwei….Paddyaus Irland, auch um die 45000 Punkte, er hatte die 3000 für das rechtzeitigeEintreffen nicht erhalten. Aber das hiess ja……”and the winneris”…..und schon fiel mein Name. Das war dann doch eine Überraschung! EineSiegertafel und einen Händedruck von Homer, der im Sommer zum Original-Ironbuttin die Staaten fährt – 11000 Meilen in 11 Tagen!

 Die Veranstaltung löstesich schnell auf und ich war froh, an diesem Tag nicht mehr nach Hause fahren zumüssen. In weiser Voraussicht hatte ich noch eine Nacht im gleichen Hotelgebucht, denn einen Müdigkeitsanfall bei der Heimfahrt am Nachmittag wie beim letzten Ironbutt2002 wollte ich nicht mehr erleben. Zurück im Hotel war ich immer noch sehraufgedreht, wie sollte ich da schlafen? Na gut, ein wenig hinlegen…..8 Stundenspatter wachte ich wieder auf, um knapp 20 Uhr abends! Schnell geduscht und nochins Irisch Pub in Bamberg, wo sicheinige Teilnehmer trafen, darunter viele Iren und Engländer, das gabnoch viele lustige Benzingespräche. Viele Freigetränke später machte ich michwieder auf zum Hotel, das war noch ein schöner Abschluß gewesen. Am nächstenTag schaute ich noch bei Johannes in Fürth vorbei, mit der Siegertafel, hehe.

Insgesamtwar es wieder ein tolles Erlebnis, für Aussenstehende vielleicht der pureWahnsinn, dem ist aber nicht so. Keine starke Müdigkeit oder Überforderungwie man meinen möchte, eher der Reiz, sich selbst übertroffen zu haben, 24hMotorradfahren pur und 100% Flow. Unteranderen Umständen würde ich das auch nicht machen, z.B. wenn ich in den Urlaubfahren würde, aber die Abwechslung durch die Schnitzeljagd macht das ganze zumSpaß, denn nur auf der Autobahn dahinzubrausen wäre ja wirklich zu langweilig.Mein Ziel ist es, das nächsteMal das gleiche mit der XBR zu schaffen.Das könnte klappen, denn Jochens Kumpel Walter brachte es mit seiner CB 450 Smit 27 PS, einem saufenden Vergaser und dem erwähnten Spritmangel immerhin aufden 4. Platz! Rrrrrrrespekt! Mal sehen,der Sieg der SV 650 war ja so schon schwer zu fassen für die Fahrer derSporttourer mit weit über 1000 Kubik....

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